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Anna Brunner
Exit Eden
Mail-Interview
08.09.2017
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Anna, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten. Los geht’s:
Du bist ein Viertel des Quartetts Exit Eden. Euer Debüt-Album Rhapsodies In Black <Review> kam am 04.08.2017 via Napalm Records auf den Markt und stieg auf Platz 15 in die Charts ein. Ein großer Erfolg - herzlichen Glückwunsch!
Vielen Dank!!!
Kannst Du unseren Lesern bitte zuerst die drei anderen Ladys vorstellen und jede von ihnen mit zwei-drei Worten charakterisieren?
Na klar! Ich fange mit Amanda Somerville an: viele in der Metal-Szene kennen sie schon aus anderen Projekten z. B. Avantasia, Trillium, Kiske/Somerville. Amanda ist sehr beeindruckend, charmant und witzig, eine Powerlady.
Clementine ist auch einigen Metalfans bekannt von ihrer Band Visions Of Atlantis. Sie ist sehr vielseitig, interessant und humorvoll.
Marina, die Amanda auch bei einigen Avantasia Shows vertreten hat, ist derzeit auch mit ihrer Band Phantom Elite zu sehen. Sie würde ich als flippig, aufgeschlossen und sympathisch beschreiben, sie ist immer für einen Spaß zu haben :)
Lass uns ganz zurück auf Anfang gehen. Female-Fronted Bands sind untereinander gut vernetzt, auch durch spezielle Festivals/Veranstaltungen wie z. B. MFVF, FemME oder The Dames of Darkness. Wie lief das eigentlich - kanntet ihr euch und Exit Eden war eine Idee von euch Mädels oder wurdet ihr für das Projekt einzeln angefragt?
Ja, jede von uns hat hier ihre ganz eigene Geschichte wie sie zur Band kam...
Für mich hat das Ganze eigentlich als Studiojob angefangen. Die Produzenten von Elephant Music, mit denen ich viel zusammenarbeite, fragten mich und Amanda, die Pilotspuren für ein neues Projekt einzusingen. Ich fand die Songs von Anfang an Hammer und als sie mich fragten, ob ich mir vorstellen könnte, bei dem Projekt dabei zu sein, sagte ich sofort "JA". Sie hatten Amanda ebenfalls gefragt und sie hatte auch vorgeschlagen, mich mit ins Boot zu holen. Wir kannten uns zwar nicht persönlich, aber haben uns dann bei der ersten gemeinsamen Studiosession getroffen.
Ich kannte Amanda natürlich von Avantasia und war begeistert, in einer Band mit ihr zu spielen. Sie kennt Marina schon seit ein paar Jahren und hatte sofort die Idee, sie zu fragen. Und die beiden hatten Clementine schon mit ihren Bands gehört und tatsächlich auf einem Festival getroffen, wo sie im Backstage gemeinsam rumhingen. Amanda hatte gleich die Idee, dass Clementine gut zu uns passen würde. Und auch sie hatte Lust auf diese neue Band! Unser Quartett von Frontsängerinnen war somit komplett und es konnte richtig losgehen...
Auf Rhapsodies In Black covert ihr Pop-Hits und Golden Oldies und präsentiert sie in einem neuen rockigen Gewand. Die Liste der Anwärter dürfte etwas länger gewesen sein - wart ihr euch schnell einig, welche elf Songs ihr angehen wollt oder gab es vielleicht doch eher heiße Diskussionen bis die elf ausgesucht waren?
Ja, das war wirklich gar nicht so leicht, denn wenn man erst mal darüber nachdenkt, welche Songs man in seinen Stil verwandeln kann, fallen einem immer mehr und mehr ein. Besonders cool ist aber, wenn es Songs sind, die im Original gar nicht hart und rockig sind, damit der Kontrast so groß wie möglich ist und es einfach schockt! Interessant war auch, Songs aus ganz verschiedenen Zeiten und Genren auszusuchen. Es ist cool zu sehen, dass es wirklich geklappt hat und vielen unsere neue Version sogar besser gefällt als das Original.
Viele Songs, die jetzt auf unserem Debüt sind, waren schon vorher ausgesucht. Es gibt aber noch viele viele weitere Ideen ;)
Die Nummern wurden neu arrangiert, die Musik eingespielt, dann kam euer Einsatz. Lag die Aufteilung der ganzen Gesangsparts in euren Händen oder beim Produzenten und wie lange habt ihr letztendlich insgesamt an dieser CD gearbeitet?
Also die erste Idee und damit auch unser Demo-Gesang liegt wirklich schon fast zwei Jahre zurück. Ich hab neulich erst darüber nachgedacht, echt krass, dass es letztendlich so lange ging...
Die Gesangsaufnahmen waren cool, weil wir uns im Studio dann auch alle gesehen haben. Bei der ersten gemeinsamen Session waren es nur Amanda und ich und beim zweiten Mal mit Clementine und Marina. Wir haben viele Parts gesungen und hauptsächlich im Elephant Music Studio in Norddeutschland recorded. Manche Parts und Songs waren irgendwie klar und die Vocals haben sich von selbst arrangiert und bei anderen ließen wir die Produzenten entscheiden. Es war eine sehr gute und enge Zusammenarbeit und sehr schön, dass wir uns auf ihre Erfahrung und ihr Know-how verlassen konnten.
Meine beiden Favoriten sind Total Eclipse Of The Heart und Fade To Grey - zwei Nummern, die mich seit meiner Teenagerzeit begleiten und älter sind als Du ;-) War es schwerer, sich in diese Oldies reinzufühlen als in Hits jüngeren Datums, die recht präsent in den Playlisten sind?
Für mich war es ganz egal, ob ich die Songs vorher kannte oder nicht, denn in dem neuen Gewand bekamen sie für mich alle einen ganz neuen Stellenwert. Es sind wirklich neue Songs geworden. Und ich konnte hier wirklich meinen Charakter und Geschmack hinein bringen, als würde ich einen ganz neuen Song einsingen. Es ist aber cool, dass jeder trotzdem seine Erinnerungen und Assoziationen mit verschiedenen Titeln hat, das macht es auch wieder besonders.
Eure abgefahrene Version von Fade To Grey ist faszinierend, genial, geht durch die Decke und Deine Röhre kommt optimal zur Geltung. Der Hit von Steve Strange und seiner Band Visage aus 1980 ist für uns fest mit dem Video verbunden, das damals flippig-verrückt und etwas Besonderes war. Habt ihr mal darüber nachgedacht, diesen Clip von damals nachzudrehen? ;-)
Eigentlich nicht und wir wollen den alten Songs auch tatsächlich ganz neues Leben geben und gar nicht so an das Original erinnern... aber in dem Fall wäre es tatsächlich eine ziemlich coole Idee.
Vier Sängerinnen aus vier Ländern mit vier unterschiedlichen Stimmfarben schmeißen ihr musikalisches Potential zusammen – eine geniale Mixtur. Ich muss gestehen, dass ich Dich vorher nicht auf dem Zettel hatte. Deine Stimme ist wirklich fantastisch, vor allem, wenn Du die Wildkatze rauslässt. Holla die Waldfee, diesen rauen kratzigen Touch finde ich extrem heiß. In welchem Alter ging's für Dich eigentlich mit dem Singen so richtig los und wie war Dein Werdegang in Sachen Musik bis dato?
Vielen Dank! :)
In erster Linie macht mir das bis heute am meisten Spaß. Meine erste Rockband hatte ich als Teenager und habe mich von Anfang an für die Rockmusik begeistert. Das wurde mit der Zeit immer nur bestärkt und ich habe immer mehr ausprobiert. Ich hab mich vor allem an den Rocksängern orientiert, die mich begeistert haben. Ich lasse gerne die Wildkatze raus, wie du es ganz treffend formuliert hast ;) und ich mag es, dem normalen schönen Gesang einen Kontrast zu bieten und einfach die Emotionen rauszulassen und auch mal zu schreien!
Nach der Schule hab ich tatsächlich Musik studiert, Gesang und Songwriting und hatte immer meine Bands, mit denen ich Gigs spielen konnte. Aber aus diesen Projekten ist leider nie etwas Größeres entstanden, sodass ich Exit Eden jetzt als eine große Chance sehe ;)
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Wer oder was gab den Ausschlag, dass Du Rock & Metal für Dich entdeckt hast und welche Sängerinnen haben Dich am meisten beeinflusst?
Das ist schwierig zu sagen. Seit meiner ersten Rockband mochte ich es am liebsten, mit Musik die Sau raus zu lassen und nicht einfach "schön" zu singen sondern... ja... rumzuschreien... :D Ich bin hauptsächlich von den männlichen Rocksängern beeinflusst worden, die ich so gefeiert habe. Ich liebe AC/DC und besonders Brian Johnsons Art zu singen und zu schreien... Ich war schon immer ein großer Foo Fighters Fan und ich weiß noch, wie ich bei meinem ersten Live-Konzert von ihnen ge-stage-dived bin und am liebsten selber auf der Bühne gestanden wäre... hahaha! Sängerinnen, die ich sehr genial finde, sind zum Beispiel Alissa White-Gluz und Lzzy Hale von Halestorm, vor allem auf den älteren Platten.
Von Amanda Somerville, Clémentine Delauney und Marina La Torraca weiß man, in welchen Bands und Projekten sie am Mikro aktiv sind. Wie sieht es bei Dir aus, bist Du außer bei Exit Eden noch in weiteren Line-Ups zu finden?
Momentan nicht. Ich hatte viele eigene Rockbands... wir haben meist in kleinen Clubs gespielt, alles selber organisiert... unser Ding gemacht, aber wir hatten nie Deals oder richtig professionelle Studio-Platten. Exit Eden ist für mich jetzt die erste Priorität, bevor ich wieder an etwas Anderes denken will...
Ihr harmoniert sehr gut miteinander und ich hab meinen Spaß mit euren Versionen, sie gefallen mir in den verrockten Fassungen oftmals besser als das Original. Daher hoffe ich, dass Rhapsodies In Black kein Einzelkind in der Band-Diskographie bleiben wird. Ist Exit Eden dauerhaft als Cover-Band geplant oder könnten auf dem Nachfolger auch eigene, selbst geschriebene Songs zu finden sein?
Vielen Dank! Das ist das größte Kompliment, dass wir bekommen können. Und mir geht es selbst auch so ;)
Was die Zukunft angeht, kann ich nur spekulieren. Wir haben schon viele Ideen für ein zweites Album, aber können und wollen noch nichts verraten... aber man darf gespannt sein ;)
Als GastsängerInnen gibt's Simone Simons und Rick Altzi zu hören. Wart ihr alle zusammen in einem Tonstudio aktiv oder haben die beiden ihre Texte heimatnah eingesungen? Wären sie auch bei Live-Performances auf der Bühne dabei?
Ja genau, die beiden haben ihre Parts in eigenen Tonstudios eingesungen. Sie sind ja beide sehr beschäftigt und nur so war es überhaupt möglich, sie auf der Platte mit dabei zu haben. Es ist schon verrückt, was man heute alles machen kann...
Wie es dann bei Live-Auftritten sein wird, kann ich noch gar nicht sagen... wir hätten sie natürlich gerne auch live dabei, wenn es sich irgendwie einrichten lässt!
Wie sieht es generell mit Auftritten bzw. Konzerten aus, ist da schon was in trockenen Tüchern und spruchreif? Wird trotz der Verpflichtungen bei euren eigentlichen Bands/Projekten auch mal eine Tour als Support oder Special Guest möglich sein?
Ja! Ein Termin steht sogar schon fest! Das ist am 22. September und im Rahmen der Metal Dayz in Hamburg.
Ich freu mich auf diesen Gig wie ein Kleinkind. Die Songs haben einfach so viel Power und es hat schon so viel Spaß gemacht, sie im Studio und beim Videodreh zu singen, dass live einfach rocken wird! Wir wollen definitiv auch eine Tour planen, aber dazu kann ich noch nichts Genaues sagen...
Werbung im Internet ist aktuell der Normalfall, im TV hat sie eine andere Wertigkeit. Ich erschrecke mich immer etwas, wenn „meine“ Musik via Trailer in Werbeblöcken auftaucht, denn das kommt sehr selten vor. Wie war es für Dich, den Album-Trailer zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen und wann hast Du wie und wo von dem hohen Charteinstieg erfahren, wie hast Du auf diese Nachricht reagiert und wie habt ihr gefeiert?
Es ist einfach der Hammer, dass es für unser Album Werbung im TV gibt. Ich kann das auch noch immer nicht glauben... jede Band träumt doch davon, weil man hier einfach total viele Menschen erreicht und wir wissen das wirklich zu schätzen.
Den ersten Spot hab ich tatsächlich zufällig gesehen... das war mittags irgendwann, noch vor Release und ich war total überrascht und konnte es kaum glauben. Ich bekomme auch regelmäßig Nachrichten von Freunden, die mir schreiben, dass sie eben den Spot gesehen haben... das ist schon cool :)
Von dem Charteinstieg hab ich über unseren Manager erfahren, ich hab gar nicht daran gedacht, dass wir in den Top 20 der deutschen Charts landen könnten... das war schon eine richtig tolle Überraschung!!! Und wir haben dann natürlich zusammen gefeiert: es gab knallende Sektkorken, Bier, vierblättrige Kleeblätter... ja, in unserer WhatsApp-Gruppe ging es richtig ab ;)
Besonders an diesem Charteinstieg freut mich, dass wir wirklich in den deutschen Mainstreamcharts Platz gefunden haben... neben den ganzen Pop-Acts und das ist als Metal-Band schon ein starkes Stück. Mich freut auch, dass es viele Leute gibt, die genau das geil finden! So wie wir :)
Eure Outfits sind stylisch, etwas mystisch und ausgefallen. Werden sie eigens für euch entworfen, werdet ihr ausgestattet oder kennt ihr spezielle Läden, die genau das anbieten, was euch für die Bühnenshow gefällt?
Als es um die Frage ging, was wir bei einem Fotoshoot und Shows anziehen wollen, waren wir uns alle einig, dass es etwas Besonderes, Ausgefallenes und gerne auch Abgefahrenes werden soll. Daraufhin haben wir alle etwas recherchiert und rumgeschaut... jemand hat diese spanische Designerin gefunden und unsere Reaktion war einstimmig... In genau diese Richtung sollte es gehen... aber dass wir wirklich genau von dieser Designerin Outfits anfertigen lassen würden, hätten wir nicht gedacht... Es ist wirklich der Hammer, dass das so geklappt hat!
Was denkst Du: werden Sängerinnen heutzutage ausreichend über ihre Stimmen definiert oder gelegentlich doch zu sehr über ihr Aussehen?
Oh, das kommt natürlich voll auf die Musikrichtung an. Es ist leider immer noch schwer, in der Hardrock/Metal Szene als Frau gesehen zu werden. Hier wird, glaube ich, schon erst mal auf das Aussehen geschaut. Aber um als Musikerin richtig ernst genommen zu werden, musst du vor allem eine gute Sängerin und Performerin sein. Individuell und stark. Und wenn man eine besondere Stimme hat, kann, denke ich, selbst in dieser Szene auch das Aussehen in den Hintergrund gedrängt werden.
Möchtest Du diesem Interview noch etwas hinzufügen?
Ja klar... Rock 'n' Roll stirbt niemals und Metal kann auch was für Popfans sein!!! ;)
Ich danke euch für dieses sehr spezielle Musikerlebnis und Dir natürlich für Deine Zeit. Wir wünschen euch alles Gute und viel Erfolg!
Fotos: ©2017 by Christian Barz Logo: ©2017 by Exit Eden
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