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Jennifer Haben &
Christopher Hummels
Beyond The Black
Face-to-Face Interview
12.03.2016
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Momentan touren Beyond The Black mit den Scorpions durch deutsche Lande. Wir waren beim Auftritt in Esch Alzette/Luxemburg dabei und trafen uns vor dem Konzert mit Jenny und Christo zu einer kleinen Fragerunde.
Im Februar erschien euer zweites Album Lost In Forever <Review> – ein sehr gelungenes Werk, Glückwunsch! Ihr habt mit verschiedenen Produzenten bzw. Produzententeams zusammengearbeitet, die auch den Großteil der Songs geschrieben haben. Wie läuft das ab – wurden die Nummern speziell für Beyond The Black geschrieben oder wählt ihr aus einem bestehenden Pool an fertigen Songs das aus, was am Besten zu euch passt?
Jenny: Wir haben ja schon beim ersten Album mit diesen Teams zusammengearbeitet, was heißt: sie kannten uns bereits. Wir waren auf Tour und haben Lost In Forever natürlich auch mit ihnen gemeinsam geplant. Die Songs wurden alle für uns und mit uns zusammen geschrieben.
Könnt ihr selbst dann noch was verändern bzw. eure Ideen dazu mit einbringen?
Christo: Immer. Es gibt zum Beispiel auch Beyond The Mirror, das Nils geschrieben hat und die ganzen Schrei-Vocals in den anderen Songs sind ja auch von mir. Das waren Ideen, die wir selber beigesteuert haben.
Jenny: Das sind immer die Ideen von denen, aber wir machen es dann doch so, wie es uns halt liegt. Wir können ändern, so wie es für uns am Besten passt.
Ihr habt praktisch freie Bahn...
Jenny: Ja, genau.
Die CD stieg auf Platz 4 in die deutschen Charts ein. Wann habt ihr wie und wo davon erfahren, wie habt ihr auf diese Nachricht reagiert und wie habt ihr gefeiert?
Jenny: Also ich habe zu Hause davon erfahren, da war ich gerade mit meinen Eltern essen. Das war echt supersuperschön. Ich glaub, wir haben irgendwie den ganzen Laden zusammen geschrien. *lacht* Es war natürlich megaschön, das zu erfahren. Das erste Album war auf Platz 12 eingestiegen, jetzt mit Lost In Forever halt so hoch und dann noch vor Adele. Ich lieb ja Adele und deswegen war das nochmals etwas Besonderes für mich.
Christo: Das hab ich abfotografiert und meiner Mutter geschickt, weil sie so ein großer Adele Fan ist. Ich hab gesagt: „hähähä, siehste mal, Metal vor Adele“. *lacht* Wir haben uns alle mega gefreut.
Ihr habt den Charteinstieg aber auch mit der Band gefeiert?
Christo: Wir sind immer noch dabei.
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Es gibt viel Abwechslung und reichlich Ohrwürmer auf dieser Scheibe. Meine Favoriten sind momentan Burning In Flames, Beyond The Mirror und der Titeltrack. Habt ihr spezielle Favoriten, die euch besonders am Herzen liegen?
Jenny: Bei mir ist es zum Beispiel so: der allerletzte Track Love's A Burden ist ja etwas ganz Anderes, ganz Besonderes und auch etwas sehr Intimes. Deswegen ist dieser Song für mich auch etwas Besonders auf dem Album.
Christo: Bei mir wechselt es. Als wir in letzter Zeit die ganzen Songs nochmal geprobt haben, war es so, dass mir an einem Probetag dieser Song sehr gut gefiel, am nächsten Tag gefiel mir dann ein anderer besonders gut. Ich finde es schwierig, das zu sagen und es wird sich auch noch herausstellen, welche davon wir live bringen. Es spielt ebenfalls eine große Rolle, wie das Publikum auf die Songs reagiert und mit uns abfeiert. Es ist nicht so, dass wir es nur von den Publikumsreaktionen abhängig machen. Aber es entsteht dann so eine Dynamik, dass man sich halt live speziell auf einen gewissen Song freut, weil man weiß, dass die Leute dabei durchdrehen.
Kurze Zwischenfrage, falls ihr es schon verraten wollt: spielt ihr heute Abend Burning In Flames?
Jenny: Heute Abend leider nicht. Wir haben für das Scorpions Publikum natürlich die Knaller-Songs vom ersten Album dabei und wir spielen nicht so lange, weil wir halt Vorband sind. Deswegen mussten wir uns entscheiden, was wir spielen wollen.
Christo: Wir haben aber heiß diskutiert, was in die 30 Minuten rein soll.
Jenny: Das war schwierig...
Ihr habt Flöte und Geige sehr stimmungsvoll eingebaut, mal hat's einen leicht asiatisch angehauchten Klang drinne wie in Shine And Shade, mal irisch-keltischen Touch wie in Beyond The Mirror – war das von Anfang an so geplant oder eine spontane Eingebung bei den Aufnahmen?
Jenny: Ich glaube, dass es so ein bisschen was von beidem ist. Wir haben ja beim ersten Album schon verschiedene Sachen ausprobiert, beim zweiten sind wir immer mehr in diese Extreme reingegangen, haben die Schrauben sozusagen noch ein bisschen mehr angezogen.
Christo: Viele solche Dinger entstehen ja im Studio. Man hat ein gewisses Grundkonzept von einem Song und dann geht man quasi an das Feintuning und sagt: „okay, das würde da irgendwie noch passen“. Das wir jetzt bei Shine And Shade eine Balalaika am Anfang haben, hätten wir dann auch nicht von Anfang an so geplant. Das ist ja das Spannende an dem Entstehungsprozess eines Songs.
Die meisten Songs haben ordentlich Schmackes dahinter und Jennifer bekommt männliche Unterstützung am Mikro. Einmal von Rick Altzi beim Duett Beautiful Lies und Christopher darf auf dieser CD auch des Öfteren losröhren – wollt ihr diese Parts in Zukunft noch etwas ausbauen?
Christo: Es wird in Zukunft so sein, dass es eigentlich nur noch Geschrei gibt und Jenny ab und zu noch einen ganz kurzen Satz hat. Das weiß sie aber noch nicht. *lacht*
Jenny: Beim nächsten Album wird es schon soweit sein... *lacht*
Christo: Wir lieben dieses Wechselspiel und ich glaube, das ist einfach auch von Anfang an ein Teil von Beyond The Black gewesen und wird immer ein Teil von uns sein. Wir schauen, dass wir genau so weitermachen, wie wir es bis jetzt gemacht haben.
Den finalen Track Love's A Burden hast Du ja schon angesprochen - eine zarte melancholische Ballade, tief emotional und intensiv gesungen. Brauchst Du beim Einsingen solcher Nummern eine spezielle Stimmung und/oder Atmosphäre, um die Gefühle optimal transportieren zu können?
Jenny: Definitiv, genau, das brauche ich unbedingt. Ich liebe es, im Studio zu stehen, weil ich mich eben in diese Emotionen rein versetze. Am Ende eines Studiotages hab ich manchmal sogar Kopfschmerzen, weil ich einfach so sehr versucht habe, mich extrem rein zu versetzen. Aber es ist echt wahnsinnig schön und vor allem, wenn ich solche Balladen singe. Dann mag ich zum Beispiel, wenn das Licht gedimmt ist, ein bisschen dunkler und ich mich dadurch einfach besser reinfühlen kann.
Bist Du dann am liebsten alleine oder dürfen Andere dabei sein?
Jenny: Ja, alleine, weil das ja sehr intim ist und dann ist das auch am Besten.
Auf dem ersten Album war Hannes von Kissin' Dynamite Dein Duettpartner. Dieses Mal covert ihr Against The World von den Jungs und ihr habt das großartig hinbekommen. Warum fiel eure Wahl auf diesen Song?
Jenny: Wir arbeiten ja ganz viel mit Hannes zusammen und deswegen hören wir auch immer Songs von ihnen. Wir hatten Against The World eigentlich schon für das erste Album ausprobiert, aber andere Sachen waren dann passender für uns. Wir dachten, wir müssen es auf jeden Fall für das zweite Album aufnehmen und das haben wir gemacht.
Die limitierte Fan-Box von Lost In Forever hat eine zusätzliche DVD mit Festival-Auftritten an Bord. Plant ihr, im Laufe dieses Jahres einige Gigs mitzuschneiden und als Live-CD zu veröffentlichen?
Christo: Das nicht unbedingt. Wir überlegen uns gerade einiges, was wir so machen wollen, weil wir es selbst immer genießen und selbst ja auch Fans von Bands sind. Wir mögen es auch sehr gerne, wenn man sich eine Tourdokumentation angucken kann oder eben halt Live-Auftritte. Wir haben zum Beispiel gerade jetzt einen Kameramann dabei, der uns die ganze Zeit filmt, aber nicht nur auf der Bühne sondern auch das, was wir an unseren freien Tagen sonst so an kreativer Freizeitgestaltung betreiben, die ausschließlich mit gesunder Ernährung und Sport zu tun hat...
Jenny: *lacht* … natürlich...
Christo: … genau. Wir sind gerade einiges am Planen, man kann gespannt sein, was da so alles kommt.
Zum Titeltrack gibt es ein sehr atmosphärisches Video. Wie lange dauerte der nächtliche Dreh und konntet ihr den Wolf auch persönlich kennenlernen?
Christo: Ja, ja, ja... ja, ja, ja...
Jenny: Das ist eine spannende Geschichte, da muss ich ein bisschen länger erzählen. Also, wir haben um 4 Uhr mittags angefangen und es ging bis 4 Uhr nachts...
Christo: 12 Stunden...
Jenny: Ja, genau... Ich hab mich sowieso schon gefreut, dass wir den Wolf wirklich kennenlernen. Ich wusste, er ist da und es waren auch Tiertrainer dabei, die ihn kennen. Ich war so aufgeregt. Eins muss ich erzählen: ich bin zu ihnen hin gegangen und hab sie gefragt, ob ich den Wolf vielleicht streicheln darf. Sie haben gefragt: „willst Du ihn vielleicht füttern?“ und dann hab ich ihn tatsächlich aus der Hand gefüttert, aber die Tiertrainer waren natürlich dabei.
Christo: Aber am Ende des Videos wurde sie ja dann doch gefressen, wie man gesehen hat...
Jenny: *lacht* Ich hab einfach gestrahlt ohne Ende. Es war echt etwas Besonderes und vor allem hat man auch gemerkt, dass es wirklich ein Wolf ist, ein wildes Tier. Wenn sie mit dem Wolf gedreht haben, mussten alle weg gehen, die nichts zu tun hatten und man sollte sich nicht so hektisch bewegen. Man hat schon gemerkt, das ist was anders als ein Hund, aber deswegen war es ja auch etwas Spezielles.
Haben sich die Herren nicht hingetraut?
Jenny: Weiß ich nicht, ich war auf jeden Fall öfter beim Wolf. *lacht*
Christo: Och neee, wir wollten es Jenny überlassen...
Jenny: Ja, wenn jemand gefressen wird, dann besser ich *lacht*
Ihr wart schon mit Saxon auf Tour in England, nun spielt in den kommenden zwei Wochen als Support bei den Konzerten der Scorpions. Beide Bands sind schon jahrzehntelang aktiv und ihr Musik-Stil unterscheidet sich ja doch etwas von eurem. Ist das Touren mit so erfahrenen Musikern auch eine Art Lernprozess in Sachen Bühnenshow, Tourleben und dem Musik-Business allgemein?
Christo: Also ich glaube, wenn man das große Privileg hat, mit solchen Bands zu touren, kann man davon nur profitieren. Vor allem von ihrer Erfahrung und einfach nur zu sehen, dass Leute wie zum Beispiel die Scorpions ihr 50jähriges Jubiläum feiern und immer noch mit Begeisterung dabei sind. Wir wissen alle, dass das Tourleben sehr anstrengend sein kann und einem auch einiges abverlangt. Nicht nur körperlich-physisch sondern auch, was Privatleben und sonst was angeht. Man steckt viel zurück für die Musik, das darf man auch nicht vergessen. Zu sehen, dass Bands wie Saxon und die Scorpions das nach sehr langen Jahren immer noch mit so einer Begeisterung machen, davon profitieren wir unglaublich. Wir nehmen viel Motivation daraus mit, so dass wir sagen können: genau so möchten wir auch noch sein, wenn wir 50-60 Jahre alt sind... hoffentlich...
Färbt ihr Rockstil irgendwie auf euer eigenes Songwriting ab?
Jenny: Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es der Stil der Bands ist, sondern allein schon die Tatsache, dass wir halt so viel unterwegs sind und auch die Reaktionen unserer Fans. Das sind die Dinge, die uns – was die Songs angeht - eigentlich beeinflussen und sozusagen abfärben.
Jetzt kommen wir zu ein paar Fragen direkt von euren Fans, gesammelt von Sylvia auf ihrer Beyond The Black German Fanpage. Die erste Frage, die nach dem Aufruf direkt bei mir im Sarkophag landete, konnte ich nicht einfach ignorieren ;-) >
Wo hat Beyond The Black diese unglaublich gut aussehende Crew her?
Christo: *lacht* Das hat doch der Ingo geschrieben. Der Ingo ist unser sehr gut aussehender Backliner und der sieht nicht nur gut aus, der ist auch ein ganz toller Mensch. Wir sind sehr froh, dass er bei uns dabei ist. Wie man daran sieht, verstehen wir uns sehr gut mit unserer Crew.
Wisst ihr schon, wann und wo ihr das nächste Video drehen werdet?
Jenny & Christo: Nein.
Wie sehr schränkt das Bandleben das eigene Privatleben, also Familie, Freunde, Beziehung usw., ein?
Jenny: Letztes Jahr waren wir ja ganz viel unterwegs, da hat man die Familie und Freunde sehr selten gesehen. Meine Familie kommt oft zu Konzerten, jetzt auch wieder 3x bei der Scorpions Tour und das ist immer ganz gut. Aber wir waren ja über Silvester ein paar Wochen tatsächlich nur zu Hause und das war gut so, man braucht diese Zeit daheim schon. Trotzdem hab ich es dann wieder vermisst, mit den Jungs unterwegs zu sein.
Christo: Wurde mal wieder Zeit...
Jenny: Ja!
Was sagen eure Familien und Freunde zu eurer Musik – sind sie Fans oder Kritiker?
Christo: Ich glaube beides, das ist das, was man auch braucht. Ich bräuchte jetzt nicht irgendwelche Freunde und Familie, die mir nur Honig ums Maul schmieren. Sie sagen „hey, ich fand die erste CD besser als eure zweite“ oder Andere sagen „ich denke, ihr habt euch weiter entwickelt“, also etwas Positives. Ich glaube, das ist das Gute an Freunden und Familie, weil sie immer ehrlich sein werden. Also meine Mutter hat keine Berührungsängste, wenn sie irgendetwas scheiße findet, würde sie mir das sagen. Aber bis jetzt hat sie über Beyond The Black nur gute Sachen gesagt.
Was ist in Sachen Energie aufwendiger - touren und live spielen oder im Studio Songs aufzunehmen?
Christo: Touren - auf jeden Fall.
Warum umfasst eure eigene Headliner-Tour im Herbst so wenige Termine?
Christo: Es werden eventuell Termine dazu kommen und wir planen gerade an ganz ganz großen Dingen, die direkt im neuen Jahr beginnen sollen. Weil nur vier Termine im Herbst angesagt sind, heißt das noch lange nicht, dass es das schon war - wir sind am Planen. Wir wollten halt das Jahr auch nicht genauso gestalten wie das letzte, das wir sagen: okay, jetzt im Frühjahr eine kleinere Tour und dann irgendwie eine große im Herbst. Man darf gespannt sein, es läuft gerade ziemlich viel an, aber leider dürfen wir das noch nicht sagen.
Überrascht uns...
Jenny: Genau.
Christo: Ja, machen wir
Welche Ziele hat sich Beyond The Black gesteckt bzw. wohin soll die Reise gehen?
Christo: Um die ganze Welt würde ich sagen...
Jenny: *lacht* Genau, am besten...
Würdet ihr eure besten FreundInnen auf eine Tour mitnehmen?
Jenny & Christo: Ja!
Christo: *lacht* Nicht alle, aber den ein oder anderen auf jeden Fall.
Möchtet ihr diesem Interview noch etwas hinzufügen?
Jenny: Man kann eigentlich immer nur sagen: Danke! Danke an unsere Fans, die uns so unterstützen - auch an die, die uns hier geschrieben haben und euch geschrieben haben. Ohne die Fans wären wir nicht hier.
… und an die sehr gut aussehende Crew...
Jenny: Richtiiiiig. *lacht*
Christo: Denen gehen wir jetzt den Arsch versohlen, wenn die nicht gut arbeiten. *lacht*
Ich bedanke mich recht herzlich für eure Zeit, nehmt bitte Grüße für die sehr gut aussehende Crew mit. ;-) Wir wünschen euch viel Spaß auf der Tour mit den Scorpions, lasst es krachen!
Fotos: ©2015 by Marion Ney
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