Kyles Tolone
Of Lovers & Ghosts
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Tracklist:
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01. World Outside
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3:08
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02. Black Hole
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3:44
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03. Aftermath
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3:33
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04. Kryptonite
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3:51
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05. Revive
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3:15
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06. Seasons
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3:30
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07. She Got Away
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2:21
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08. Losing Time
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3:47
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09. Grace
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3:24
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10. Hopeless One
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2:36
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Release: 21.04.2017
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11. Colourblind
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3:40
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12. Ghost
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3:53
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Label: Timezone
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13. A Wonderful Place
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3:01
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Format: Jewel-Case
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Der Name Kyles Tolone begegnete mir zum ersten Mal in einer Info-Mail über den Release ihres Debüt-Albums. Gute neue Bands sind mir immer willkommen, ohne sie wäre das Musik-Biz nicht denkbar und auch nicht so interessant. Der Song World Outside wurde vorab in diesem Videoclip angereicht und es dauerte zehn Sekunden bis zum Hochdrehen der Lautstärke. Bass und Drums groovten extrem heiß los - was für ein Einstieg. Der pfiffige Rhythmus packte mich, dazu die angenehme gefühlvolle Stimme, ein feines Gitarrensolo und vor allem liefert die Nummer textlich großartig ab. Ich mag gut formulierte Lyrics mit Aussage und einer gewissen Tiefe sehr. Wenn ich die gesungenen Worte nachvollziehen kann, sie Emotionen, Kopfkino und/oder Zustimmung bei mir auslösen, haben die Schreiberlinge einen verdammt genialen Job gemacht. Mit World Outside konnten mich Kyles Tolone überzeugen, ich war sehr neugierig auf das Album und widmete mich dem Pressetext.
Ich stellte fest, dass die Jungs gar nicht mehr so neu sind. Das Quartett aus Göttingen gründete sich 2012 und veröffentlichte bereits die EPs Falling Hard und The Clearing. Ihr erster Longplayer trägt nun den Titel Of Lovers & Ghosts und erschien am 21.04.2017 via Timezone. Dreizehn Tracks hat die Band kreiert, was man heutzutage als sehr ordentliche Befüllung einstufen darf. Ich war gespannt, ob die komplette CD bei mir so hoch punkten würde, wie World Outside es getan hatte...
Öfter mal was Neues – ich baue mein Fazit in diesem Review schon mal frühzeitig ein. Of Lovers & Ghosts ist ein richtiger Leckerbissen! Kyles Tolone kommen nicht laut, wild und hart daher, sondern rocken sanfter auf ihre ganz eigene elegante Art, umhüllen die Texte mit dazu passenden Melodien, die bestens ins Ohr gehen. Ihr kreatives anspruchsvolles Spiel mit Worten und Noten bewegt sich auf höherem Level. Man wird eingefangen und muss einfach intensiv zuhören. Mit diesem Gesamtpaket treffen sie bei mir voll ins Schwarze.
Ich mag diese speziellen Momente, die für mich längere oder kürzere Highlights darstellen wie z. B. vor allem das längere rein instrumentale Mittelstück in Kryptonite, generell alle zweistimmig gesungenen Parts, aber auch das unerwartet flott-schmissige She Got Away, die krachenden Drums am Anfang und im Refrain von Revive, das Zusammenspiel der Instrumente in den Strophen von Seasons, die kleinen Bass-Ausritte in Teilen von Colourblind und Hopeless One...
Die Musik von Eric Pulverich (Gesang/Gitarre), Daniel Mau (Gitarre/Synthesizer), Johann Giertz (Bass) und Jan Fischer (Drums) fasziniert und fesselt. Melancholisch und tiefgründig, bewegend und berührend, atmosphärisch und gefühlvoll gehen sie zu Werke, ohne zu vergessen, auch Hoffnung und Motivation mit einzustreuen, denn nur so wird es eine runde Sache. Thematisch bewegen sie sich im Leben und der Problematik ihrer Altersklassen, was aber auch ein betagter Knochen wie ich alles ohne Schwierigkeiten nachempfinden kann. ;.-) Respekt speziell für Aftermath, in dem Gedanken über den gesellschaftlichen Rechtsdrall und seine Auswirkungen verarbeitet werden – eine Entwicklung, die bei vielen von uns Sorgenfalten und Übelkeit verursacht...
Ein Satz im Pressetext trifft den Nagel klasse formuliert auf den Kopf: „Nach zwei EPs empfehlen sich Kyles Tolone mit ihrem Debütalbum somit für all die Momente im Leben, in denen das „unter Menschen einsam“ sein kein tragisches Schicksal, sondern eine frei gewählte Auszeit ist“.
Da ich die Entstehung des Namens Kyles Tolone schon als etwas außergewöhnlich ansehe, fasse ich das noch flott zusammen: Eric Pulverich reiste mit 19 durch Australien, traf in Sydney auf Kyle, der ihm das Nachtleben der Stadt zeigte. Eric beschreibt ihn als “zerzausten, von Drogen zerschossenen Chaot mit einem guten Herz, der jeden und keinen kannte, mittendrin im Geschehen und zugleich eine einsame Gestalt war”. Erics Gedanke „Kyle is together alone“ wurde später in der klanglichen Kurzform zu Kyles Tolone. Ob dem Zausel in Down Under wohl auch nur annähernd bewusst war, welch tiefe Eindrücke sein Wesen und sein Lebensstil bei einem jungen deutschen Musiker hinterlassen haben?
Anspieltipps:
Grace – ist flotteren Fußes unterwegs und packt mit seinem Rhythmus. Mein Favorit in Sachen Gesang, Eric Pulverich spielt sein Können in voller Breite aus, zudem klingt dieses Miteinander-Umeinander verdammt gut. Wie bei einigen anderen Tracks wird ein Stimmeffekt eingesetzt, hier gefällt er mir am Besten. Sehr cooler Bass-Einsatz, die Gitarre schraubt sich mit einer Notenfolge energisch ins Hirn, das Schritt-um-Schritt-Runterziehen des Tempos am Ende – genialer Song!
Black Hole – rockt mitreißend im Refrain und den Zwischenstücken, wogegen sie es in den Strophen etwas ruhiger angehen lassen. Großartiger Text, den Eric Pulverich gesanglich optimal rüberbringt, dazu ein hervorragendes Gitarrensolo – Hammernummer! Der Videoclip dazu mit seinen stimmungsvollen Farbwechseln ist sehr sehenswert und wandelt die erzählte Geschichte in bewegte Bilder um.
A Wonderful Place – ist ein wundervolles langsameres Stückchen Musik zum Zurücklehnen und Genießen. Toller Aufbau, klasse gesungen, starke Saitenbearbeitung. Die Stimme kommt vor allem in den sanften Parts, in denen sie nur von den Gitarren begleitet wird, verdammt intensiv rüber.
Ich orakle mal, dass man von dieser Band noch einiges mehr hören wird... Für Of Lovers & Ghosts gibt’s von mir>
Bewertung:
7 von 7 Ankhs
Marion Ney / Sarkophag Rocks 19.04.2017
Foto: ©2016 by Kyles Tolone
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