Pristine
Reboot
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Tracklist:
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01. Derek
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3:49
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02. All Of My Love
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2:50
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03. All I Want Is You
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6:17
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04. Bootie Call
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2:04
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05. Reboot
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5:46
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06. The Middlemen
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6:29
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07. California
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4:27
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08. Louis Lane
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3:20
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09. Don't Save My Soul
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5:35
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10. The Lemon Waltz
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4:31
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Release: 22.01.2016
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Eigenproduktion
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Format:
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Links:
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Jewelcase-CD
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Pristine Homepage
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Vinyl-LP
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Pristine @ Facebook
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Line-Up:
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Heidi Solheim
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Gesang
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Espen Elverum Jakobsen
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Gitarre, Percussion, Piano, Pianet, Synthesizer
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Åsmund Wilter Eriksson
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Bass
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Kim Karlsen
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Drums, Percussion
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Anders Oskal
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Hammondorgel, Piano, Pianet
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Benjamin Mørk
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Hammondorgel, Keyboard, Farfisa, Piano
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Knut Reiersrud
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Mundharmonika
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Ketil Vestrum Einarsen
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Flöte
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Wenn mich bis dato jemand nach Bands fragte, die guten Blues und/oder Retro-Rock spielen, hatte ich keine Combo aus Norwegen in meinem Empfehlungsangebot stehen. Dank Pristine hat sich das geändert. Sie bringen am 22.01.2016 ihr neues Werk namens Reboot auf den Markt, eine Eigenproduktion, die als CD und LP zu haben sein wird und mit zehn Tracks bestückt ist. Obwohl es bereits ihr drittes Album ist, waren Pristine Neuland für mich, vielleicht auch deshalb, weil die ersten beiden Scheiben Detoxing und No Regret nur in ihrer Heimat erschienen. Sie heimsten so einige Auszeichnungen ein und nun stellen sie ihre Musik einem größeren Publikum vor.
Geschrieben wurden die Songs von Sängerin Heidi Solheim, die ihre Inspirationen aus einer sehr fruchtbaren Kombination zieht. Da wäre die Plattensammlung ihres Vaters, mit der sie aufwuchs und dank der sie viele Stunden mit der Musik von Künstlern wie z.B. Aretha Franklin, den Eagles, den Beatles, Led Zeppelin und Grand Funk Railroad verbrachte... eine exzellente Auswahl. Das zweite Element ist Norwegen an sich, mit seiner bezaubernden Natur sowie dem typisch nordischen Klima: lange eisige, sehr dunkle Winter und kurze heiße, sehr helle Sommer. Diese ganzen Einflüsse spiegeln sich auf ihre eigene Art in den hochkreativen Kompositionen von Heidi Solheim wider.
Die Songs haben etwas Hypnotisches, was sicher auch an dem speziellen Sounderlebnis liegt. Innerhalb von drei Tagen wurden die Basic Tracks im Studio live eingespielt und später nur ein paar Overdubs hinzugefügt. Heidi Solheim kennt ihre Bandkollegen Gitarrist Espen Elverum Jakobsen, Bassist Åsmund Wilter Eriksson, Drummer Kim Karlsen sowie Anders Oskal und Benjamin Mørk an den Tasteninstrumenten schon ewig. Ihre tiefe Harmonie spürt man in jedem Track dieser Scheibe ebenso wie ihre Leidenschaft und ihr Herzblut für die Musik.
Heidi ist ein rothaariges Energiebündel mit einer ausdrucksstarken Röhre, die sie fantastisch in den unteren Regionen der Tonleiter einzusetzen weiß. Ein Träumchen sind die Gitarrenparts, da bekomme ich ein ums andere Mal glänzende Augen. Das Rhythmusduo hottet sich cool und groovy durch die Nummern und die Einsätze der Tasteninstrumente sind ideal ins Melodiengefüge eingepasst. Mundharmonika und Flöte bringen in einigen Passagen zusätzliche Würze rein. Die Herren der Schöpfung können ihre Fingerfertigkeiten insbesondere in den langen rein instrumentalen Parts einiger der Songs ausleben. Der Mix aus Blues und Retro-Rock ist heiß, der Aufbau der Nummern abwechslungsreich, interessant, überraschend und fantasievoll. Die Laufzeiten fallen sehr unterschiedlich aus, vom zweiminütigen Kurzeinsatz bis hin zum sechseinhalb Minuten Brummer ist alles vorhanden.
Allein schon dieser Einstieg ins Album – Mundharmonikaklänge führen uns in den Opener Derek, der dann mit Schmackes durchstartet und sich ins Ohr bohrt. Laszives Tempo, heißes Mittelteil mit Gitarrensolo – was für ein Hammer! Das folgende All Of My Love war die erste Nummer überhaupt, die ich dank diesem Videoclip von Pristine zu hören bekam. Retro pur, mit Vollgas und einem herrlich wummernden Bass, mitreißend, setzt optimal den Bewegungsapparat in Gang. All I Want Is You ist ein eindringliches langsames über sechs Minuten langes Werk der Sonderklasse mit grandiosem Aufbau. Hier dominiert Heidis Stimme, in den ersten Minuten nur mit Gitarrenspiel unterlegt, am Schluss komplett ohne Musik - intensiv, berührend, emotional, hoher Gänsehautfaktor. In den längeren Instrumentalteilen zeigen die Musiker ihre Klasse, mal mit Schwerpunkt Gitarre, mal mit Schwerpunkt Hammondorgel. Das freche Bootie Call geht ab wie Schmitz Katze, geiler Rhythmus, klasse gesungen, teilweise mit einer Art Sprechgesang, nur leider viel zu kurz geraten. Auch zu diesem Song wurde ein Videoclip gedreht, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet.
Der Titeltrack Reboot hat einige Überraschungen an Bord, verändert sich immer wieder. Die Musiker toben sich aus und liefern auf ganz hohem Niveau ab. Percussion und Flöte verdienen sich Sonderpunkte, aber vor allem beide Daumen hoch für das Rhythmusduo – scharfer Groove! Die erste Hälfte vom sechseinhalb Minuten Laufzeitmonster The Middlemen gehört den Herren an den Instrumenten alleine. Was Gitarrist Espen Elverum Jakobsen seinen Saiten entlockt, bringt mein Herz in Wallung, holla die Waldfee. Dann steigt Heidi auf faszinierende Weise mit ein – ein herrliches Stück feinster musikalischer Schokolade. Mit California gibt Pristine wieder etwas mehr Gas. Der Bass sackt mich ein, die Drums treiben energisch, rhythmisch stark, den Refrain trällert man sofort begeistert mit.
Superman würde Louis Lane sicher gefallen – insbesondere die Strophen haben es mir angetan, die dezente Instrumentierung untermalt Heidis Gesang bestens. Der Refrain bietet einen anderen Härtegrad, da geht die Post ab. Eine wahre Blues-Perle darf man mit Don't Save My Soul genießen. Leidenschaftlich und mit ganz viel Gefühl zelebriert, Heidis Stimme nur von Gitarre und Mundharmonika begleitet, atemberaubende fünfeinhalb Minuten Gänsehaut! Der Rausschmeißer The Lemon Waltz ist eine ruhigere sanfte Nummer, bei der der Gesang im Mittelpunkt steht. Die Nr. 10 in meinem persönlichen Ranking, da ich das Verwöhnprogramm der Instrumente vermisse und dieser Song zu sehr dahin plätschert, ohne Highlights oder Überraschungseffekt.
Anspieltipps:
All Of My Love – All I Want Is You - The Middlemen
Ich hoffe auf baldige Tourdaten in Deutschland, denn diese Band live erleben zu können, dürfte einen Highlight der besonderen Art darstellen. Reboot ist ein kleines Juwel, da knistert die Luft, Genuss auf hohem Level. Dafür vergebe ich begeisterte>
Bewertung:
6 von 7 Ankhs
Marion Ney / Sarkophag Rocks 19.01.2016
Foto> ©2016 by Marius Fiskum
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