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Martin Herrmann
Rock Factory
Face-to-Face Interview
21.05.2019

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Die Rock Factory live on Stage:
03.08.2019 - Schlossfest Saarwellingen - Bühne Rathaus - 19.00 bis 24.00 Uhr
Zurück auf Anfang: 10.05.2019 - Stormwind – Ensdorf... der allererste Auftritt der Rock Factory. Man steht hinter der Bühne und weiß, gleich geht es los. Wie hast Du Dich gefühlt?
Ich glaube, das empfindet jeder ein bisschen anders. Mit Lampenfieber hatte ich noch nie ein Problem, schon von klein auf nicht. Meine ersten Auftritte legte ich an der Faasend in der Bütt in Niederlosheim hin und von Anfang an gab es keinen Stress mit Lampenfieber, daher kenne ich das Gefühl eigentlich so gut wie gar nicht.
Das ist viel wert.
Die Kollegen beneiden mich immer ein bisschen, Aber ich muss auch sagen, dass die Konzentration beim ersten Auftritt natürlich voll da ist. Bei mir war die Vorfreude groß. Ich habe mich selten so auf einen ersten Auftritt gefreut wie auf den mit der Rock Factory, weil die Musiker halt alle grandios sind. Andere, wie zum Beispiel der Felix, waren ein wenig hochkonzentriert!
Die Stimmung war eigentlich generell gut. Wir waren auch froh, dass wir rechtzeitig mit dem Konzertprogramm fertig geworden sind. Die ersten drei-vier Proben ganz am Anfang, ich will nicht sagen, die waren umsonst, aber da gab es halt gewisse Besetzungswechsel. Die Keyboarder-Suche gestaltete sich etwas schwierig, es gab zwar mehrere Kandidaten, aber nach Rücksprache gab es dann ein paar weniger. Anfangs hatten wir noch einen anderen Gitarristen anstelle von Florian und von daher... ja... man hat in den ersten drei Proben zwar schon was einstudiert, aber mit jedem neuen Musiker muss man das natürlich alles nochmals wiederholen. Daher hat unser Zeitplan nicht ganz funktioniert, aber wir hatten ausreichend Stücke, um so einen Abend zu füllen. Wir haben gesagt, um die zwölf Songs pro Hälfte plus Zugabe brauchen wir und das hat funktioniert. Natürlich auch mit dem einen oder anderen Gassenhauer wie Don't Stop Believin' und Livin' On A Prayer, die aber durchaus in unseren Rahmen rein passen.
 
Auf jeden Fall, sind ja goldene Rock-Oldies. Ihr seid sieben Musiker, sieben Menschen haben sieben Geschmäcker. :-) Wie sucht ihr die Songs aus, wie legt man da eine Liste fest?
Das lief hier alles etwas anders als ich es gewohnt bin. Meine erste Band war eine typische Metal-Cover-Band, da bin ich mit 17 eingestiegen. Wir waren zu sechst, zwei davon im selben Alter und ansonsten hatte jeder eine andere Altersklasse. Ich war mit 17 der Jüngste, dann waren welche Mitte bis Ende 20 und welche Mitte bis Ende 30. Heute sind die natürlich auch entsprechend älter geworden. :-) Jeder hörte einen anderen Stil: Ich kam aus dem Old School Heavy Metal & New Wave of British Heavy Metal, Iron Maiden und Co. Unser Shorty hörte eher Kansas und Co., während Kai ein bisschen härter orientiert war, in Richtung Dream Theater. So hat jeder seinen Einfluss mit rein gebracht, seine Vorschläge durchgebracht, man tat sich gegenseitig den Gefallen und gewöhnte sich so auch an die Musik.
Bei dem Projekt Rock Factory war das eigentlich komplett anders. Der Felix hatte die Idee und wenn der Felix eine Idee hat, hat die meistens Hand und Fuß. Wenn er die Leute anruft, ist die Idee bei ihm im Kopf eigentlich schon fertig und dann weiß er genau, wie das aussehen soll. Ich glaube, es wäre für das Projekt gar nicht so gut, wenn man dann ganz andere Ideen hätte, die man noch einbringen will, denn dann wird ein Kompromiss draus, der irgendwie faul ist.
Wer den Felix kennt, weiß: Wenn er sagt, ich mach das, dann kann man sich darauf verlassen und man muss sich eben gar nicht darum kümmern. Ich persönlich hatte überhaupt keine Berührungspunkte mit dieser Musik, außer halt mit den Gassenhauern bei diversen Coverbands. Sachen wie Journey - Separate Ways, Europe - Carrie oder auch die Whitesnake Nummern, die wir spielen - das waren alles Lieder, die hab ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört.
  
Es stehen nach wie vor Sachen auf der Liste, wir haben gut zwanzig bis dreißig Lieder, die noch für große Festprogramme einzustudieren sind. Davon ist mir die Hälfte völlig unbekannt, die lerne ich jetzt ganz neu kennen. Aber ich habe bisher noch keinen einzigen Song aus unserem Programm gesungen, der mir nicht gefallen hat. Ich entdecke für mich auch eine Musikrichtung komplett neu. Ich glaube, dass das genau so in mein Alter rein passt. Vor zehn Jahren hätte es mir nicht gefallen und wenn ich es nicht jetzt mache... ich weiß nicht, ob es mir in zehn Jahren gefallen würde. Von daher kommt das eigentlich genau zur richtigen Zeit!
Die Idee kam vom Felix, der hat irgendwann schon paar Musiker zusammen getrommelt, fand aber keinen Sänger und schaltete ein Posting bei Facebook: „Suche Sänger für neues Bandprojekt“. Ich hab mich darauf gemeldet und sagte, wenn er mal einen Ersatzsänger braucht, darf er sich gerne melden. Felix antwortete direkt: “Mit dir habe ich eh nicht gerechnet, denn du hast schon so viel. Aber vielleicht kannst du den Beitrag ja teilen“. Das habe ich gemacht und zehn Minuten später meldete sich Felix zurück und fragte „Da hat mich ein Dennis Klein angeschrieben, der ist in deiner Freundesliste, kennst du den?“ Ich sagte: „Den kenne ich sogar sehr gut, ich singe aktuell mit ihm „Jesus Christ Superstar“, er ist der Jesus und ich spiele den Judas. Ich kann ihn sehr empfehlen, zumal er eigentlich genau der Richtige ist, denn er kennt sich richtig gut in dieser Musik aus, ist auch großer Deep Purple Fan und singt Ian Gillan quasi 1:1. Wir verstehen uns untereinander sehr sehr gut, ist eine echte Männerclique, wo es eigentlich keine Zickereien gibt.“ Felix meinte dann, dass es aber auch nichts schadet, zwei Sänger dabei zu haben.
Wir dachten am Anfang wirklich, einer ist Ersatz, beide studieren das ganze Programm ein und es singt immer der, bei dem es zeitlich halt am besten passt. Aber es hat sich schnell herausgestellt, dass das für einen Sänger sehr sehr schwierig umzusetzen ist, einfach aufgrund der Kondition. Wir schreiben uns ein bisschen auf die Fahne, dass wir die Songs wirklich so original wie möglich spielen, auch in den Originaltonarten, was die Originalbands heute gar nicht mehr machen, weil sie das nicht mehr schaffen. Zur damaligen Zeit hat man einfach drauf los gesungen, mit viel weniger Technik... Sex, Drugs and Rock 'n' Roll, was kostet die Welt... Bei denen, die heute noch auftreten, hört man einfach, dass die Substanz natürlich mit den Jahren langsam zu Ende geht, was ganz logisch ist, weil es sich um eine Muskulatur handelt. Jeder Leistungssportler lässt auch irgendwann im Alter nach und bei mir ist das dann genau so. Daher sind wir froh, dass wir eben jetzt in den Jahren sind, in denen wir diese Sachen von der Fertigkeit her können und sie uns eben auch Spaß machen.
 
Ich war bei “Rock Meets Classic” in Frankfurt, unter anderem sangen Ian Gillan/Deep Purple und Mike Reno/Loverboy. Mike Reno versuchte wenigstens noch, die Höhen hinzukriegen, aber Ian Gillan umschiffte sie komplett. War schon ein deutlicher Unterschied, wie die beiden Herren das angingen...
Es gibt natürlich immer Ausnahmeerscheinungen, wie damals Ronnie James Dio. Der sang bis zu seinem Tod die Lieder fast genauso wie vor 30 Jahren. Ronnie hatte ja nie einen Skandal und ich glaube, auch keinen ausschweifenden Lebensstil.
Er hatte die richtige Frau...
Ja, er hatte die Frau. Eines meiner größten Idole ist Meat Loaf, aber der konnte schon vor 20 Jahren kaum noch singen und es wird immer schlechter, das ist sehr schade. Ich würde sagen, er hat immer alles gegeben, von daher darf man ihm das nicht übel nehmen, aber es wäre langsam Zeit für den Ruhestand. Die letzte Platte fand ich gesanglich sehr unterirdisch, da er überhaupt keine Höhen mehr kriegt und untenrum nur noch leiert. Das wird halt im Studio noch entsprechend zurecht geschoben, aber das kann es natürlich auch nicht sein.
Dennis und Du, ihr singt jeweils viele Songs alleine. Habt ihr auch Duette für die Zukunft mit eingeplant?
Wir haben uns auf jeden Fall grundsätzlich darauf geeinigt, dass es bei wirklich sehr sehr bekannten Liedern für das Publikum interessant ist, wenn man sich die aufteilt. Ein paar von den Feedbacks sagten auch, es wäre cool, wenn einer mal zwei-drei Lieder singt und man nicht so oft wechselt. Das hing aber auch damit zusammen, dass Dennis eben aufgrund des nicht ganz funktionierenden Zeitplanes ein paar Songs mehr hatte und man trotzdem versucht, es abwechslungsreich zu gestalten. Deswegen musste halt öfter gewechselt werden. Das Programm und den Ablauf nochmals zu überdenken, haben wir auf jeden Fall in unsere To-do-Liste mit aufgenommen. Es kommen jetzt noch ein paar andere Songs, die einen ähnlichen Bekanntheitsgrad haben wie Don't Stop Believin' oder Eye Of The Tiger, die werden wieder aufgeteilt. Wir sind natürlich immer noch auf der Suche, um vielleicht wirklich ein Duett zu singen. Ich weiß aber nicht, ob es in der Richtung wirklich Männerduette im eigentliche Sinne gibt.
  
Du hast ja schon erzählt, dass Dennis und Du im Musical „Jesus Christ Superstar“ Jesus und Judas singt. Mit der Rock Factory lasst ihr es krachen. Ist euch noch keiner mit gewissen Sprüchen gekommen, dass das ein Bruch ist, weil nicht „real“, nicht „true“ oder wie auch immer die ausdrückliche Begrenzung auf nur eine Musikrichtung inzwischen formuliert wird...?
Ich würde das nicht als Bruch sehen, auch gerade, weil „Jesus Christ Superstar“ in der Musicalwelt ein bisschen heraussticht. Die ersten Darsteller von Jesus und Judas waren eben Ian Gillan und Murray Head, der später auch One Night In Bangkok gesungen hat. Das waren damals Rocksänger, es gab ja noch keine Musicaldarsteller im eigentlichen Sinne. Ich glaube, er hat damals auch in einem Interview gesagt, er ist besser als Jesus. Also ein ganz junger Mann, der das halt so verkörpert hat, wie es später meiner Meinung nach kein Anderer mehr schaffte. Von daher würde ich sagen, das passt.
Mir ist das auch egal, es soll jeder singen, was und wie er will, es muss einfach nur gut klingen. Es hat mich aber doch interessiert, ob sich da irgendwer dran gestört hat...
Zumindest hat uns niemand drauf angesprochen, vielleicht aus Höflichkeit... :-)
Am 03.08.2019 spielt ihr in Saarwellingen auf dem Schlossfest. In Ensdorf hattet ihr insgesamt 27 Songs im Set, wie weit wird das bis Ende Juli ausgebaut?
Ich rechne mal noch mit zehn Liedern, die dazukommen Ein normales Stadtfest wird ungefähr vier Stunden inklusive Pausen bespielt. Ich rechne immer grob zehn Titel, wobei unsere im Vergleich zu anderen Coverbands verhältnismäßig lang sind. Daher kommen wir mit 36-37 Songs auf jeden Fall ganz bequem hin, denke ich, Zugaben mitgerechnet... sofern der Zuschauer das wünscht, selbstverständlich.
  
Die letzte Frage: Willst Du diesem Interview noch etwas hinzufügen?
Möchten sie noch etwas sagen oder für immer schweigen? :-) Ich hoffe, dass viele Leute, die am besagten Freitag bei unserem ersten Konzert nicht dabei sein konnten, noch neugierig sind. Ich mache ganz selten direkte Werbung und sage, kommt zu unserem Auftritt, weil das den Leuten unter Umständen irgendwann auf die Nerven geht. Aber hier würde ich wirklich sagen, es lohnt sich. Ich glaube auch, dass die Wellinger sowieso da sind, weil Schlossfest ist und nicht, weil eine Band spielt. Ich hoffe, dass ihnen unser Programm gefallen wird. Vielleicht kommen ja auch ein paar neue Gäste zum Schlossfest, die sich vorher nicht dahin verirrt haben.
Ich muss mich bei meiner anderen Band, den Beavers, ganz herzlich bedanken, denn eigentlich war ich an diesem Tag schon mit den Beavers gebucht. Dann habe ich quasi eine Todsünde begangen, indem ich gesagt habe, dass ich diesen ersten für uns bezahlten Gig ganz gerne wahr nehmen würde. Daher fand ich das von unserem Veranstalter, der Villa Fuchs und dem Veranstalter aus Brotdorf ganz toll, dass sie nicht auf die Besetzung bestanden haben. Meine Beavers Bandkollegen haben gesagt, wir haben einen Ersatz und finden dann schon eine Lösung. Das war mir ganz persönlich sehr sehr wichtig. Bei der Rock Factory hatten uns schon im Vorfeld abgesprochen, dass wir nicht spielen, wenn einer fehlt und man nicht auf die Idee kommt, einen Ersatz zu suchen oder der Andere übernimmt und macht sich dann kaputt. Deswegen haben wir gesagt, entweder alle oder keiner.
Ein Vorteil ist sicher, dass ihr alle Publikum mitbringen bzw. anziehen könnt. Patrick macht mit Red Raven Metal, Dennis und Du begeistert Musical-Fans, Du singst auch noch bei den Beavers, dem Revue Orchester 1920, The New Generation und mehr. Andere aus der Band kennt man aus Rockkombos...
Ja, unser halbes Jesus Christ Ensemble war auch in Ensdorf dabei...
Ich denke, dass das eine nette Mischung vor der Bühne ergeben wird und freue mich jetzt schon drauf.
Wir auch!
 
Ich erlaubte mir, unter meinem Bericht zehn Songs aufzulisten und einen davon hätte ich gern am Schlossfest gehört...
Wir tun unser Bestes.
Ein Männerduett... Out In The Fields von Gary Moore & Phil Lynott?
Das wäre doch vielleicht mal eine Idee... Ich hab es gerade nicht im Ohr, ich müsste jetzt lügen...
Wenn Du mal Hilfe brauchst, stehe ich gerne zur Verfügung ;-)
Alles klar :-)
Vielen Dank für Deine Zeit, wir sehen uns beim Schlossfest!
Fotos: ©2019 by Marion Ney
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