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Mic Winter
Arctic Winter
Mailinterview
19.01.2020
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 Merci Mic, dass Du Dich unserem Fragenkatalog widmen wirst. Donn mo je:
Der Vorgänger von Arctic Winter namens Ascalar wurde 1989 gegründet. Ihr dürftet somit eine der dienstältesten, noch rockenden Bands der härteren Töne im Saarland sein. Zwischendurch gab es eine kleine Eiszeit, Arctic Winter wurde eingefroren, aber nicht auf ewig...
 Hallo Marion, erstmal „ein fettes Merci“ für die Möglichkeit, den Lesern Arctic Winter näher zu bringen und euch natürlich Rede und Antwort stehen zu dürfen!
Deine Einschätzung mit einer der dienstältesten Bands im Saarland, trifft den Nagel auf den Kopf! Gegründet im Sommer 1989 unter dem Namen Ascalar spielten wir bis 1991 unter selbigem Namen regionale Konzerte. Ich persönlich stieg am 17.10.1990 in die Band ein!
Kannst Du unseren Lesern, die euch noch nicht kennen, bitte die wichtigsten Eckdaten zur Bandgeschichte zusammenfassen sowie das aktuelle Line-Up vorstellen und jeden von euch in einem Satz charakterisieren? Dürfen auch zwei Sätze sein... ;-)
Nachdem wir Ascalar im Juli 1991 aus diversen Gründen zu Grabe trugen, dauerte es nicht lange und wir wollten wieder auf die Bühne. Der Upeh Winter, meine Wenigkeit und der Heiko P. suchten dann neue Recken, um wieder durchzustarten! Die wurden dann relativ schnell im erweiterten Freundeskreis gefunden und wir fingen wieder an, neue Songs zu schreiben und natürlich auch einige aus der alten Setlist weiter zu spielen. Daraus resultiert noch Dark Side Of The World, unser dienstältester Song aus dem Jahr 1990. Er befindet sich auf unserer CD Uch Alder von 2013.
Doch der Namenswechsel wurde zur Qual und gestaltete sich eher schwieriger Natur. Ascalar schied bekanntlich aus. Wir benannten uns dann in DBH, in Dies Irae und in Abyss um. Leider gab es schon Bands, die diesen Namen trugen. Damals gab es noch kein Internet wie heute wohlgemerkt! Das war so um 1991/92... Da las man den Metal Hammer etc. und/oder hörte sich so um. ;-) Ich glaube, dem Heiko P. fiel damals Arctic Winter ein. Den Namen gab es noch nicht und wir legten uns selbigen dann - nach reichlicher Prüfung und Nachforschung - zu! Mit der Prämisse: Der Name bleibt jetzt für alle Ewigkeit bestehen!
Wir spielten bis ca. 1996 eine Menge Konzerte, aber dann war die Luft irgendwie raus! Wir legten AW auf Eis und jeder folgte seinem Weg... bis ich 2007 den Upeh traf und er mich fragte, ob wir AW nicht wieder aus dem arktischen Eis befreien sollten. Das traf natürlich sofort auf Gegenliebe und so kam es dann zur Reunion von Arctic Winter. Auch einen Gitarristen hatten wir sofort mit an Bord! Mit dem John Dee (ex Age Of Distrust) spielte ich vorher schon zusammen bei der Truppe aus Trier.
Nach ein paar Besetzungswechseln an Drums und Gitarre (der Sith Winter kam 2010 zu AW und der Iron Maddin schwang von 2010 bis 2015 die zweite metallische Axt) stand dann das aktuelle Line-Up:
Mic Winter (seit 1990)
Upeh Winter (seit 1989)
John Dee (seit 2007)
Sith Winter (seit 2010)
Der zweite Gitarrenposten wird seit 2015 nicht mehr weiter verfolgt.
Die Charakterisierung von uns fasse ich in kurzen Sätzen zusammen! Wir sind eine Familie und kennen uns schon seit Dekaden! Es passt einfach wie der Topf zum Deckel und das strahlen wir auch aus! ArcticWinterMetal geht nur über diese Besetzung!
   
Ihr habt Ende 2018 das Album Plek Meddl veröffentlicht, könnte man doch so langsam mal über Nachschub nachdenken... Wie steht's mit einem Nachfolger, habt ihr schon ein paar fix und fertige Songs bzw. viele Ideen in der Schublade liegen?
Oh ja, liebe Marion! Die Arbeiten am neuen Album haben zu Jahresbeginn richtig Fahrt aufgenommen und wir sind 100% durchgestartet! Es sind schon ein paar Songs im Äther, die 2020 auch „live“ den Weg ans Licht finden werden!
Wie läuft bei euch das Songwriting ab - wer ist für den AW-Metal verantwortlich, wer für die Texte und woher nimmt Letzterer seine Inspirationen?
Prinzipiell sind wir alle für den AW Metal verantwortlich! Der John Dee und der Upeh Winter sind diejenigen bei uns, die das Arrangement der Songs an den Tag legen. Aufgenommen findet das Material dann den Weg in die Cloud und wir arbeiten zuhause an dem Song. Einmal die Woche wird geprobt und das Ganze dann eingespielt! Es hat alles System und nichts wird dem Zufall überlassen! Zuhause daran arbeiten und in der Probe einspielen. Der letzte Feinschliff an den Songs erfolgt dann „live“.
Es ist auch so, dass der John und Upeh die Texte dazu schreiben, denn sie denken sich ja etwas bei ihren Kompositionen. Es fließen automatisch Emotionen mit ins Songwriting ein, die dann natürlich auch im Text ausgedrückt werden. Das ist auch überhaupt kein Problem für mich, denn meine Talente liegen nicht unbedingt im Verfassen von Lyrics. Das habe ich alles schon hinter mir. Ich kümmere mich da lieber um das Arrangement und die Gesangslinie! Was dann auf den Silberling kommt, entspringt meinem Kopf und meinem Wahnsinn!
Bei euch geht es ordentlich zur Sache, auch gesanglich gesehen. Deine Stimmbandakrobatik ist faszinierend, wie Du in verschiedenen Tonlagen kraftvoll wütest, keifst, zeterst, schreist... Brauchst Du eine besondere Atemtechnik und/oder ein spezielles Training, um ein komplettes Konzert in diesem Härtegrad durchziehen zu können?
Lach :-) Was ich oben schon mit Wahnsinn beschrieben habe, ist bei mir Programm! Ich habe eine unbändige Energie in mir, die mich dazu zwingt, so mit dem Mikro umzugehen. Es bedarf keines besonderen Trainings. Das ist einfach so! Ich betreibe mehr oder weniger regelmäßig Sport und beschäftige mich mit den Songs! Nach der Probe gehe ich überwiegend ausgelaugt nach Hause! Wenn das Ventil bis zum Anschlag offen ist (war), kann so richtig der Flow fließen. Danach kann ich dann auch einmal die Füße hochlegen, aber nur für kurze Zeit, bis die Energie wieder zurück kommt. :-) Das Ganze spiegelt sich dann in meinem Gesang wieder! Mein Talent besteht darin, mir etwas anzuhören und sofort Ideen zu entwickeln, als ob ich den Song selbst textlich verfasst hätte! Das macht dann von meiner Seite AW Metal aus!
Dann kommt noch der Sith Winter mit seinem exzellenten Drumspiel dazu, ganz zu schweigen vom Upeh mit seinem Bass und dem John Dee, der ebenfalls ein brillanter Musiker ist und nicht nur die Gitarre sehr gut beherrscht! In der Probe fliegt dann immer bei allen die Kuh, wenn sich ein Gesamtbild von dem Stück abzeichnet! Das ist schon sehr geil, elektrisiert und funktioniert bei uns perfekt! Wer sich schon über Jahrzehnte kennt und nicht nur musikalisch, sondern auch privat miteinander abhängt, der hat in meinen Augen alles richtig gemacht. Von daher auch AW Family!
  
Gibt es schon neue Termine für 2020 zu verkünden, wann kann man euch wo live on Stage erleben?
Es laufen einige Bewerbungen in alle Richtungen. Wir spielen max. 10 - 12 Konzerte im Jahr. Mehr ist nicht zu bewältigen, zwecks Job und Familie! Es kristallisiert sich schon etwas heraus! Wir melden aber dann Vollzug, wenn etwas wirklich spruchreif ist!
Die Titel eurer beiden Longplayer Uch Alder und Plek Meddl sind welche von der Sorte, bei denen ich zuerst mal grinse und mich dann frage, wer auf solche im Hirn bestens hängenbleibenden Dinger kommt. Bitte klär mich auf, wer war's bei euch?
Grins :-) „Uch Alder“ ist saarländisch für „Schau mal da / meine Herren / das gibt es doch nicht etc.“ und kann fast bei allem eingesetzt werden! Das hat sich dann so eingeprägt, dass wir den Namen für unsere erste CD nach doch so langer Zeit her genommen haben. „Uch Alder, die erste AW CD.“ Es gab zwar 1994 ein Demo auf Kassette mit dem Titel Songs From The Avalanche Zone, welche aber schon lange vergriffen ist. ;-)
„Plek Meddl” ist ebenfalls saarländisch. Das Cover der CD sagt es schon wie bei der Uch Alder aus. Unterm Strich, wir haben einfach Spaß an unserer (der) Musik und nehmen das nicht so bierernst! Obwohl, Bier...
Du bist schon ein bisschen länger in der Musikbranche unterwegs, welche positiven oder negativen Erfahrungen und Eindrücke der ganzen Jahre blieben Dir besonders präsent im Gedächtnis hängen?
Hmmm... es gibt da mit Sicherheit die ein oder andere Anekdote zu berichten, die aber am besten mit dem Mantel des Schweigens bedenkt werden sollte! In den frühen 90ern gab es da schon so die ein oder andere Aktion, die mittlerweile nur noch verschwommen im Gedächtnis hängen geblieben ist. Wenn überhaupt... :-)
Doch zurück zum Thema!
- Natürlich die ganzen coolen Konzerte, CD Produktionen, seine Neigung als Musiker auszuleben, das hat uns doch alle positiv geprägt.
- Unsere „30 Years Of Metal“ Show auf dem WWOA 2019, wenn zahlreiche Fans und Freunde mit AW Shirts vor der Bühne stehen, die uns schon seit fast 30 Jahren begleiten und feiern, dann wird einem bewusst, dass man alles richtig gemacht haben muss. Danke noch einmal dafür Jungs und Mädels, was wären wir ohne euch!
- Natürlich das Musizieren mit den besten Freunden, die man sich vorstellen kann und meiner Lebensgefährtin, die fest in die Band als Merchfrau und als Bookingmanagerin integriert ist. Die gute Seele macht das ausgezeichnet, hat das Ganze noch weiter angekurbelt und auch eine weibliche Seite integriert. ;-)
Mit negativen Dingen befassen wir uns nicht! Die sind natürlich auch vorgekommen! In den ganzen Jahren liefen einem schon viele „Experten“ über den Weg und es gab auch Enttäuschungen, aber in der Scheiße zu wühlen bringt nur eines zustande: Es fängt wieder an, zu stinken... Das benötigt keiner von uns und sollte auch dort bleiben, wo der Pfeffer wächst. Abgehakt und gut ist! Oder wie wir Saarländer sagen “Druffgeschiss„ ;-)
  
In welchem Alter ging es für Dich wie und warum mit der Musik so richtig los und wem verdanken wir Deine Leidenschaft für die härteren Klänge?
Als 70er Baujahr wuchs ich mit der Musik auf! Mein Vater war auch Musiker und spielte in einer Tanzkapelle Schlagzeug. Ich war schon im Kinderwagen bei den Proben im selben Raum anwesend. Damals machte auch keiner Geschiss (oh, das ist zu laut etc. ). Mit sechs Jahren habe ich schon meine eigene Musik aufgelegt. Natürlich waren das Platten von meinem Vater (Schlager der 50er, 60er, 70er Jahre), aber auch Platten meiner Schwester. Die 80er mit ihrer NDW prägten mich genau so wie die andere Musik. Natürlich bekam ich auch Metal in die Hände und ich hörte mit 14 Jahren Slayer, Metallica etc. Das gipfelte dann in Napalm Death. Als ich dann 1990 bei Ascalar in eine „Metalband“ einstieg, fing ich an, Hardcore Techno zu hören. So ging es weiter.
Musik ist für mich ein Ventil, welches ich zur Existenz benötige. Es muss mich ansprechen. Die Richtung spielt dabei keine große Rolle. Ich habe auch immer ein Ohr über den Tellerrand hinaus, was ich als sehr wichtig empfinde! Das kann natürlich Fluch und Segen sein. Es gibt auch doofe Dinge, die sich dann einbrennen und mir dann den ganzen Tag im Kopf spuken UAAAAHHHH :-) Wenn ich keine Musik höre, dann singe ich oder pfeife. Ich habe immer etwas Musikalisches im Kopf!
In den letzten Jahren überraschten uns diverse Bands mit unerwarteten bzw. fast schon für unmöglich gehaltenen Reunions oder nach langer Studioabstinenz dann doch wieder mit neuen Alben. Von welchen Gruppen würdest Du Dir eine Wiedervereinigung und/oder frisches Futter für den Player wünschen?
Ich verlange in der Richtung nichts Großartiges. Das hängt aber auch wohl mit meinem breit gefächerten Geschmack zusammen. Ich lasse mich da gerne überraschen. :-)
In eigener Sache selbstverständlich die neue Arctic Winter CD. Ich kann es kaum erwarten, das Teil in Händen zu halten. Aber bis dahin fließt noch genug Wasser die Saar hinab. Einen Schnellschuss wird es nicht geben. Wer uns kennt, weiß, dass wir uns Zeit lassen werden! Nur etwas rauszuhauen, damit man im Gespräch bleibt, wird es bei uns nicht geben!
Wie siehst Du die saarländische Musikszene, sind wir in allen Genres gut besetzt, dürfte es in Sachen Rock & Metal etwas mehr sein, gibt es bei uns genügend Unterstützung durch Veranstalter, Radio und TV?
Die Musikszene im Saarland sehe ich als sehr umfangreich an! Es gibt viele gute und interessante Bands in allen Bereichen. Der Metal ist meiner Meinung nach in seinen ganzen Facetten sehr gut vertreten. Radio und TV sehe ich eher gemischt. Metal im Radio? Eher Fehlanzeige! Ich rede jetzt von der etwas härteren Gangart und nicht von weichgespültem Mainstream Rock/Metal! Die großen Radiosender lassen sich nicht auf diese Stufe herab... Das war aber schon immer so und ich glaub, das wird sich nie ändern.
 
Auch bei uns sind in den letzten Jahren kleinere Festivals baden gegangen, Konzerttempel haben geschlossen, neue öffneten. Bist Du zufrieden mit der Menge und der Größenauswahl an Klubs, Hallen sowie Festivals in unserem Bundesland?
Ich finde, dass es zu wenige Clubs gibt, in denen noch ein gepflegtes Underground Konzert stattfinden kann! Früher gab es an fast jeder Ecke Jugendzentren und kleine Kneipen. Die findet man heute nur noch dünn gesät. So etwas Cooles wie der Devil's Place in Saarbrücken ist leider nicht so oft vertreten! Man spielt sich dann schnell tot und es bleibt einem kaum etwas Anderes übrig, als außerhalb dem Saarland fündig zu werden! Das wiederum funktioniert sehr gut und wir sind mit AW in den letzten Jahren schon ganz gut herum gekommen.
Positiv zu erwähnen ist seit 2016 natürlich das WWOA. Dieses kleine, aber feine Festival zeigt gut auf, dass das Saarland auf keinen Fall zum alten Eisen gehört. Weiter so!
Der Saarländer an sich hat eine enge Bindung zu „Saarländisch Gudd Gess“ und ist für seine Künste am Schwenker bekannt. Daher dürfen bei diesem Interview natürlich die Leckerchen nicht fehlen. Lyoner, Maggi, Bibbelschesbohnesupp, Dibbelabbes, Gefillde, Geheiratete, Hoorische, un, un, un... Bist Du ein Meister-Schwenker und welchem saarländischen Gericht kannst Du absolut nicht widerstehen? ;-)
Alles, was du oben aufgeführt hast unn nadierlich de gudde „extra dicke“ Fleischkäsknibbel aus einem bekannten Supermarkt. ;-)
Möchtest Du diesem Interview noch etwas hinzufügen?
Nö liebe Marion, außer vielen Dank an deine Adresse für diese Möglichkeit, über AW zu plaudern und liebe Grüße von Arctic Winter an alle unsere Fans! Ihr seid die Besten und wir sehen uns dieses Jahr noch „live“.
Stay loud and Metal up your ass!
Vielen Dank für Deine Zeit. Ich wünsche Dir bzw. euch weiterhin viel Erfolg mit Arctic Winter.
Fotos: ©2019 by Ralf Louis
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