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Mona Miluski
High Fighter
Mailinterview
25.08.2016
High Fighter Homepage High Fighter @ Facebook Svart Records
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Mona, ich möchte mich zuerst recht herzlich dafür bedanken, dass Du Dir Zeit für dieses Interview nimmst. Hier sind unsere Fragen an Dich:
Du bist die Sängerin der deutschen Band High Fighter. Würdest Du uns bitte zuerst die wichtigsten Eckdaten über euch zusammenfassen – was sollte man über High Fighter wissen?
High Fighter haben sich im Sommer 2014 gefunden, nachdem Shi und ich bereits mehr als fünf Jahre zusammen bei A Million Miles gespielt haben, diese Band im Frühjahr 2013 allerdings getrennte Wege ging und sich auflöste. Anfang 2014 wollten wir beiden was Neues starten, als Ingwer an unserer Leadgitarre hinzu kam. Zu dem Zeitpunkt war er noch mit Buffalo Hump aktiv, die jedoch gerade sängerlos waren – und somit entstand aus einer Idee in Bier-Laune heraus, die „verbliebenen“ Jungs – Bassist Constantin und Drummer Thomas - auf eine Jam-Session einzuladen und damit eine glückliche Fusion aus diesen quasi zwei halben Bands.
Ende 2014 haben wir dann unsere Demo EP The Goat Ritual veröffentlicht und seitdem versucht, viel live zu spielen. Dabei kamen wir glücklicherweise die letzten zwei Jahre unserer kurzen Bandgeschichte schon viel rum, durften mit großartigen Bands wie Ahab, Mammoth Storm, Earth Ship, The Midnight Ghost Train oder Sunnata touren, Support-Shows für Bands wie Crowbar, Corrosion Of Conformity oder Festivals wie dem Stoned From The Underground, Desertfest Berlin, Sonic Blast in Portugal und vielen mehr spielen...
Viel wichtiger aber als die Geschichte für mich persönlich, sind der Spirit und Vibe in High Fighter, die intensive Zeit, die wir in den letzten zwei Jahren schon miteinander verbringen durften. Wir sind über die letzten zwei Jahre für mich mehr als nur eine Band, sondern auch eine Familie geworden. Zudem sind wir im Songwriting sehr open-minded und Authentizität ist uns wichtig, mit uns hast du eher eine gute Zeit als dass du auf Poser-Allüren triffst. Wir geben keinen Deut auf Genre-Grenzen, wir sind weder eine reine Stoner Band, noch versuchen wir puren Doom oder Sludge zu spielen. Bei uns treffen diverse Stile aufeinander, von Blues über Desert Rock, Doom- und Sludge-Einflüssen bis hin zu Metal, eben Einflüsse, die wir gerne selbst hören und diese in unseren ganz eigenwilligen Stil verbauen.
Kannst Du uns bitte euer Line-Up etwas intensiver vorstellen und jeden von euch samt seinem Tätigkeitsbereich im Bandgefüge in 1-2 Sätzen charakterisieren?
Mona, Röhre von High Fighter und im Arbeits-Alltag in der Musik-Branche tätig. Shi, Rhythmusgitarre, im Berufsleben im IT-Bereich tätig, sowie Erfinder der „Beer-o-clock-time“. Wenn du dir nicht sicher bist, ob es schon Zeit für ein erstes Bier auf Tour ist, schau rüber zum Shi, du wirst deine Antwort finden. Ingwer, Leadgitarre, Stoner-Head und verantwortlich für unseren fuzzy Sound, eigentlich aber Bassist, der das Instrument sogar studiert. Uns egal, wir haben ihn ganz einfach dazu gezwungen, bei uns Gitarre zu spielen. Thomas, im normalen Leben Grafiker, bei uns an den Drums und bei einigen Songs an unseren Backing Vocals als Verstärkung. Eine kreative, detail-verliebte und auch mehr als gute Seele. Last but not least, Constantin, unser Bassist, das Film-Studium gerade abgeschlossen und von uns nur noch liebevoll unser Tour-Manager genannt. Offen für Stile, die keiner in der Band sonst hört, immer offen für Neues und das etwas Andere.
Euer neues Werk namens Scars & Crosses erschien am 10.06.2016. Wie fiel bislang das Feedback aus? Seid ihr happy mit den Resonanzen, die bei euch gelandet sind?
Absolut, wir sind mehr als geplättet von den tollen Resonanzen und es bedeutet uns natürlich sehr viel. Gerade wenn du so viel Herzblut, Energie und Schweiß in deine Musik legst, umso mehr freuen wir uns natürlich, dass dies auch bei den Leuten tollen Anklang findet.
Scars & Crosses haben wir im März diesen Jahres, wie auch schon unsere erste EP The Goat Ritual Ende 2014, live eingespielt. Diesmal aber in den RAMA Studios in Mannheim mit dem wunderbaren Jens Siefert und nicht wie damals an einem Wochenende in unserem Proberaum. ;) Wir sind von Live Recordings absolute Fans, möchten uns gerne authentisch präsentieren und für mich persönlich haben Live Recordings immer noch mehr Seele und Charakter als sterile, polierte Über-Produktionen. Mit allen Ecken und Kanten leben Live Recordings von ihrer Dynamik, was einem Album für mich persönlich mehr Seele gibt.
Gemixt und gemastert wurde Scars & Crosses on top dann noch von Toshi Kasai in L.A., welcher schon für den Sound von The Melvins oder Big Business Platten verantwortlich ist. Wie du dir vorstellen kannst, natürlich eine sehr große Ehre für uns, dass Toshi Teil unseres ersten Albums ist. Wir sind absolut happy mit den Reaktionen und freuen uns, dass unser „Baby“ nun endlich das Licht der Welt erblickt hat!
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Es gibt mittlerweile endlos viele Schublädchen für Musik-Stile, aber lassen wir die mal außen vor. Wie würdest Du den euren in eigenen Worten beschreiben? Was erwartet den Hörer, wenn er Scars & Crosses im Player startet?
Und ich danke dir dafür, denn Schubladen-Denken ist auch nicht so unseres. Es ist tatsächlich auch nicht so leicht, High Fighter's Sound mal eben zu beschreiben oder einzuordnen, was viele im ersten Hören eventuell verwirrt. Denn es liegt ganz einfach in unserer menschlichen Natur, wir müssen Dinge, Menschen, Musik, kategorisieren können. Wenn du dies nicht im ersten Moment kannst, dann erschwert es für eine Band wie uns, gerade in den Anfängen, einiges, macht uns aber wie ich finde dadurch auch besonders.
Wir sind wie gesagt sehr offen im Songwriting, tragen keine Genre-Scheuklappen und mixen gern die Stile, die wir selber auch hören. Ob nun Stoner, Blues, Doom, Sludge, Metal – von allem ist etwas dabei und von allem wirst du etwas auf Scars & Crosses finden. Ich denke aber, unser Sound sowie unser Debüt-Album, sind tatsächlich mehr eine sehr intensive Reise, die du nicht mal eben nebenbei gehst, sondern eher wie ein packender, sehr düsterer Thriller, auf den du dich komplett einlassen und tief hinein tauchen musst.
Wie läuft der Songwriting-Prozess bei euch ab - geht ihr das alle gemeinsam an oder sind einzelne Mitglieder speziell nur für den Text und/oder die Musik zuständig?
Nein, da sind wir eine sehr demokratische Band. Bei uns gibt es keinen Leader noch alleinigen Songwriter. Wir sind eine Jam-Band, waren wir seit Beginn und jeder bringt seinen Input in unser Songwriting. Meist jammen wir drauf los, nehmen es auf und schicken es rum, so dass jeder Zuhause reinhören kann und neue Ideen auf einen Song zur nächsten Probe mitbringt. Wir lassen uns da im Songwriting sehr treiben, zum Teil sind Songs bei uns schon innerhalb von 20 Minuten entstanden, an manchen feilen wir in der Regel aber länger. ;)
Bei Scars & Crosses muss man sagen, wir haben bereits Ende 2014 nach unserer EP angefangen, die Album-Songs zu schreiben. Viele der Album-Tracks haben wir bereits im letzten Jahr viel live gespielt. Durch das viele Touren sind nicht nur wir als Band zusammen gewachsen, auch hatten die Album-Songs bereits die Möglichkeit, mit uns auf der Bühne und in unserem Sound zu wachsen. Im Gegensatz zur EP klingt Scars & Crosses deutlich homogener, wir haben uns schlichtweg durchs viele Live-Spielen und die bislang sehr intensive Zeit innerhalb der Band gefunden.
Was setzt eure Kreativität in Sachen Lyrics in Gang? Wo überall lauern Inspirationen auf euch, welche Themen verarbeitet ihr in den Liedern?
Bislang sind alle Lyrics auf meinem, seelischen, Mist gewachsen. Diese sind im Großen und Ganzen recht düster, mit fröhlichen Texten hab ich es nicht so, auch wirst du bei uns wahrscheinlich keinen Lovesong finden, haha! Inspirationen finde ich überall und gegenwärtig, aber auch stark im Vergangenen.
Scars & Crosses speziell setzt sich sehr stark mit Vergangenheitsbewältigung auseinander. Den Wunden, Dämonen und Narben, die dir das Leben, sei es in deiner Geschichte, Familie oder anderweitig, zusetzte. Das Kreuz steht schlichtweg als Symbol oder Metapher, der Quelle des Bösen, aller Wunden und Narben, da ich in meinen Lyrics gerne mit dem Thema Himmel und Hölle spiele, was man oftmals sicherlich auch gut aufs Leben anwenden kann. Diese psychischen Narben prägen dich. Sie machen dich, mit all deinen auch guten Seiten, zu dem, der du eben bist.
Doch oftmals sind diese Narben für viele Menschen in der Gesellschaft sowie vor allem in Beziehungen, egal ob Freundschaft oder Liebe, eine Macke, eine schlechte Charakter-Eigenschaft. Wir sagen auf unserem Album, nein, das ist es nicht, entweder du akzeptierst Menschen, die du angeblich „liebst“ so wie sie sind, mit allem Guten & Schlechten oder eben nicht. Wie oft müssen wir uns mit all unseren Narben anstrengen, jemand anderes, jemand „besseres“ zu sein, damit wir anderen endlich gefallen wie es ihnen passt. Nein, ich ändere mich für niemanden, damit ich es „wert“ bin, akzeptiert oder geliebt zu werden. Wenn dir meine Narben nicht passen, dann bitte, dort ist die Tür. Ein Mensch, seine Geschichte und Prägung sollte für andere kein Wunsch-Konzert sein.
Eure Songs haben englische Texte. Könntest Du Dir eigentlich vorstellen, auf einem folgenden Album mal eine oder mehrere Nummern in deutscher Sprache zu singen?
Nein. Das wird nie passieren.
Finnland ist bekannt für seine ausgeprägte Rock & Metal Szene und seine coolen Labels. Scars & Crosses wurde über das finnische Label Svart Records veröffentlicht. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir freuen uns riesig, bei Svart unser Zuhause gefunden zu haben! Um ehrlich zu sein, es war insgeheim sogar unser absolutes Wunsch-Label. Als wir Anfang dieses Jahres ein paar Demos an Platten-Firmen verschickten, zählten Svart zu den ersten, die es sich mit uns sofort vorstellen konnten, was uns natürlich extrem gefreut hat. Und bereits jetzt fühlen wir uns bei Svart extrem wohl und willkommen, ich halte Svart für eines der kredibilsten und coolsten Labels in der Szene und wir sind absolut happy mit ihnen
In den letzten Wochen wart ihr zusammen mit Earth Ship und Mammoth Storm auf Tour. Wie habt ihr euch gefühlt, gab's Spaß pur? Wart ihr zufrieden mit den Reaktionen des Publikums, hattet ihr besondere Erlebnisse, passierten auch mal kleine Missgeschicke?
Spass pur!! Wir hatten eine unfassbar gute Zeit! Mammoth Storm sind ja schon sehr gute Freunde von uns, da wir im letzten Herbst gemeinsam mit ihnen auf Tour mit Ahab waren. Grandiose Band und wunderbare, enge Freunde von uns. On top mit unseren Freunden aus Berlin Earth Ship, war es einfach eine Truppe ganz wundervoller Leute mit großartigen Vibes. Dafür, dass sich drei Bands aus dem Underground mitten im Juli zusammen getan haben, waren wir mehr als happy, dass die Clubs dennoch ganz cool gefüllt waren und die Resonanzen waren jeden Abend super.
Klar, passiert hier und da mal ein Missgeschick auf der Bühne, was du meist aber nur selbst innerhalb der Band und Performance merkst, denke aber, alle Bands und das Publikum hatten jeden Abend eine super Zeit. Weird place war definitiv unsere Holland Show, in einem kleinen Vorort direkt an einer riesigen Kirche. Wie passend zu unserem Album Titel. War aber auch schön, mal wieder in Städte zu kommen, wo wir schon waren, wie Köln, Berlin, Nantes oder unser grandioser Tour-Abschluss in unserer Hometown Hamburg!
Wenn Du die freie Wahl hättest: in welcher Stadt, in welcher Location und vor/auf welcher Sehenswürdigkeit würdest Du - weltweit gesehen - gerne mal ein Konzert spielen?
Puh. Da gibt’s nun einige, die ich dir aufzählen könnte! Aber ich würde unfassbar gerne einmal in diesem Leben auf dem Duna Jam spielen...
In den kommenden Wochen stehen einige Festival-Auftritte an. Bezogen auf die Atmosphäre auf und vor der Bühne: empfindest Du die große Menge an Zuschauern bei Festivals oder die Nähe zum Publikum in kleineren Locations als intensiver?
Ehrlich gesagt ist für mich jede High Fighter Show sehr intensiv. Egal, ob wir vor fünf Leuten im kleinen Club spielen oder wie erst am Wochenende auf dem Summer Breeze. Klar macht eine große Bühne sowie die gesamte Produktion hinter den Kulissen einiges her und es ist für uns extrem krass, wenn wir solch große Shows spielen dürfen. Aber ich genieß auch die kleinen Club-Shows, die Energie mit dem Publikum und wenn man sie komplett spürt.
Wenn Du Dir einen Duett-Partner für einen zukünftigen Song aussuchen dürftet – männlich oder weiblich, quer durch den ganzen musikalischen Stilschubladen-Wald - auf wen würde Deine Wahl fallen?
Könnte ich Tote auferstehen lassen, wäre es wohl Layne Staley von Alice In Chains. Ein Duett mit Phil Anselmo fänd ich allerdings auch nicht uncool.
Wann, wie und warum ging's bei Dir eigentlich mit der Musik los? War von Anfang an klar, dass Du als Sängerin am Mikro durchstarten willst oder hast Du mit einem Instrument angefangen?
Das ging bei mir sehr früh los... Ich stamme aus einer musikalischen Familie, mein Vater ist Berufsgitarrist, ich wurde sehr früh musikalisch geprägt. Schon seit Kindestagen sang ich im Chor, mit 13 gründete ich meine erste Grunge-Band. Mit 15 war ich dann bereits in einer Metal-Band unterwegs, seither war ich immer aktiv am Mikro, habe mich in diversen Bands ausgetobt und ausprobiert, bis ich aber in High Fighter eigentlich erst so richtig „angekommen“ bin, meinen musikalischen Platz gefunden habe. Ich habe früher viel Gitarre gespielt, was für mich allerdings immer nur ein Begleitinstrument war, selbst im eigenen Songwriting. Im Gesang und am Mikro habe ich mich seit frühester Kindheit gesehen und gespürt.
Welche Bands und SängerInnen haben Dich im Laufe der Jahre am Stärksten beeinflusst?
Ich kam über den Grunge zum härteren Bereich. In meiner frühen Jugend war ich das komplette Grunge-Kid und wurde stark von Bands wie Alice In Chains, Stone Temple Pilots beeinflusst, bis ich mehr und mehr in den Metal, Stoner und Sludge abdriftete. Bands, die mich sicherlich am meisten geprägt haben und mich bis heute begleiten, dazu zählen definitiv Pantera, Kyuss, Down, Crowbar, EyeHateGod und viele mehr...
Aus meiner Sicht gab es in den letzten Jahren im Musikbiz einige Veränderungen bzw. Neuerungen, die letztendlich nicht unbedingt alle von Vorteil sind. Wie siehst Du das – bewertest Du in Sachen Musik z. B. den technischen Fortschritt und die Möglichkeiten, die das Internet mit sich bringt, ausschließlich positiv?
Die Welt dreht sich eben und ich sehe dem allem sehr positiv entgegen. Speziell bei Bands wie High Fighter, generell dem Underground, freue ich mich, dass der Underground gerade durchs Internet – und Tools wie Bandcamp oder Facebook – sichtbar für ein weiteres Publikum geworden ist. Wir haben unsere erste EP in Eigen-Regie veröffentlicht, sind eine absolute Do-It-Yourself-Band, dementsprechend schätzen wir uns sehr glücklich, dass es über die letzten Jahre vor allem den technischen Fortschritt gab. Anders hätten uns wahrscheinlich ein paar Leute noch lang nicht auf dem Schirm. Das freut mich vor allem für Bands aus dem Underground generell. Du bist viel aktiver vernetzt, kannst dich mit anderen Bands zusammen tun, Leute haben die Möglichkeit, viel effektiver von dir und deinen Shows zu erfahren als früher.
Aber klar bringt jede Veränderung auch negative Seiten mit sich. Hinter deinem Computer kannst du dich wunderbar verstecken und eben auch bestimmte Rechte verletzen, die dir nicht zustehen. Ich find's cool, wenn man Bands unterstützen möchte, nicht aber unbedingt, indem man Urheber-Rechte in vollem Maße verletzt. Support geht auch anders.
Dennoch sind wir froh, dass es bestimmte Veränderungen und vor allem den technologischen Fortschritt gibt, denn anders hätten wir wahrscheinlich nie so viele Shows in unserer so kurzen Band-Historie spielen, unsere Musik veröffentlichen, uns mit vielen tollen Leuten im und außerhalb des Musikbiz vernetzen können. Never change a running system muss nicht unbedingt immer der richtige Weg sein, wir jedenfalls bewegen uns gerne mit der Welt.
Möchtest Du diesem Interview noch etwas hinzufügen?
Danke dir für das coole Gespräch und euren Support! Stay high und wir hoffen, wir sehen uns ganz bald auf einer unserer kommenden Shows!
Das war's – vielen Dank für's Beantworten. Wir wünschen Dir und der Band nur das Allerbeste und ganz viel Spaß bei den anstehenden Festivals!
Fotos: ©2016 by Peter Kupfer
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